Sicherheitsevent 2017

Was hat Mentaltraining mit GS-Fliegen zu tun??? SICHERHEIT!!!

Viel, ja sehr viel – geht es doch darum, im Notfall blitz-/reflexartig und ohne langes Nachdenken, richtig zu reagieren.  Und genau das hat uns Ruedi Moser an seinem Übungshang in der Nähe von Dürrenbach mit viel Engagement und in stoischer Ruhe beigebracht.

Verloren haben nur die „Abwesenden“. Ganz abgesehen vom schweisstreibenden „Spiel mit dem Schirm am Boden“ war es ein gemütliches Treffen, mit vielen spassigen Sprüchen und bräunendem Sonnenschein.

Treffpunkt:  „Parkplatz Kambly“: Pünktlich um 10 Uhr waren alle anwesend und nach emsigem Händeschütteln, Küsschen/Küsschen und sonstigem Schulterklopfen reiste die Karawane weiter nach Dürrenbach, wo Ruedi sonst seine Schüler auf die ersten Höhenflüge einfuchst. Es folgte ein kurzer Marsch zum Startgelände, wo die Gruppe den interessanten Ausführungen von Ruedi die volle Aufmerksamkeit schenkte. Es schienen erst reine Banalitäten zu sein, doch bald einmal verstummten die humoristischen Zwischenbemerkungen und man hätte eine Stecknadel beim Aufschlagen hören können. Ruedi ist ein richtiger GS-Flüsterer und zog uns total in seinen Bann. Er spricht aus langjähriger Erfahrung, hat alles selber ausprobiert und erflogen, vieles persönlich weiterentwickelt, verschiedenes verbessert – seinen Ratschlägen folgt man gerne und möchte unbedingt alles memorisieren.

In wenigen Worten fasst Ruedi die enorme Entwicklung des Gleitschirms während der letzten 20 Jahre zusammen und streicht hervor, dass - was vor wenigen Jahren noch absolute Gültigkeit hatte - heute veraltet und sogar kontraproduktiv sein kann. Dazu zählt bestimmt das Pilotenverhalten bei einem Vorkommnis (Front- oder Seitenklapper). Erwähnenswert sind die wesentlich verbesserten Hilfen im Internet/Apps oder die Erfolge mit mental eintrainierten „Reaktionen für den Notfall“. Ich habe die von Ruedi gebetsmühleartig vorgetragenen Uebungen am Schluss des Si-Trainings (mit geschlossenen Augen auf dem Parkplatz stehend) nicht vergessen und bin überzeugt, dass ich wesentlich cooler und korrekter für den „Falle eines Falles“ vorbereitet bin!

Es ist also dringend notwendig „die supranasale Festplatte“ radikal „upzudaten“!

Im Vorspann zu den theoretischen und praktischen Sicherheits-Ausführungen / -Uebungen, weist Ruedi auf folgende Features hin:

  • Guter und hilfreicher Wetterlink unter Aviatik Daten Paket von Meteoschweiz  (Reg Term,  Windrichtungen und -stärke, Wolken, Regen usw)   Motorflugprognose ,Emmagramme für 3 Tage. Kosten pro Jahr Fr.100.-
  • Notschirm jährlich neu falten lassen
  • Gurtzeug sporadisch vor dem Anziehen am Startplatz: Griff zum Notschirm und Nadeln überprüfen.
  • Gurtzeug selber überprüfen und durchchecken:  sitzen die Splinten richtig (ev. mit Seidenfäden befestigt!), Klettverschlüsse hie und da lösen (da mit zunehmendem Alter immer fester“verklebt“), stimmt die Distanz zwischen den Karabinern (DHV-Prüfung 43 cm!), sitzt man komfortabel? Falls sich der Brustgurt selber verstellt, abnähen mit der korrekten Einstellung!


Beim Auslegen:
 

  • Darauf achten, dass die Ohren ca 25 - 40cm tief über den Schirm gelegt sind (verhindert „Verhänger“ und Überwürfe beim Startlauf, verstärkte Leinenkontrolle bei unummantelten Leinen
  • gut geschlossene Reissverschlüsse am Gurtzeug – vermeidet ebenfalls Leinenverhängungen.


Seitenklapper (be- und unbeschleunigt):
 

  • keine grobmotorischen Gegenbremsmanöver, cool bleiben, der Schirm „richtet“ es schon
  • primär Schirm „machen lassen“ – er dreht normalerweise nur minimal weg
  • Evtl. die offene Seite leicht „stützen“ (max. bis zum Karabinerhaken greifen) und ja nicht tiefer!!!!!
  • Sofern erfoderlich, Verhänger mit pumpen (ziehen) der Stabiloleine lösen
     


Frontklapper:

  • In den allermeisten Fällen keinerlei Reaktion notwendig. Der Schirm öffnet schlagartig wieder
  • Hände sofort ganz nach oben
  • Eventuelles Pendeln fein dosiert eindämmen
     

Verhänger:

  • Weg vom Gelände
  • Nicht pumpen
  • Mit Stabiloleine ausziehen


Knopf in der Leine:

  • Weg vom Gelände
  • Nicht gegen die vom Schirm eingenommene Drehrichtung arbeiten (Stallgefahr!)
  • Sofern nötig (Sackfluggefahr) Beschleuniger drücken (macht grundsätzlich immer Sinn, wenn der Schirm spürbar langsamer fliegt) - Gewicht auf die gesunde Seite verlagern!
  • Baum-Waldlandung kann sicherer sein als Crash am Boden


Im Regenfall:

  • Schnell fliegen, Beschleuniger mindestens 50 Prozent drücken
  • Wenig oder gar nicht bremsen (nur wenn absolut notwendig!)
  • Keine Ohren anlegen - ausser Du würdest in eine Wolke gesogen, aber unbedingt Beschleuniger drücken bevor Ohren benutzen!


Abstiegshilfen:

  • B-Stall ist definitiv OUT!
  • Beim Ohren anlegen erst Gaspedal drücken - trotz „schlingern“ einfach fliegen lassen!
  • Grosse Ohren verlangen „üben in ruhiger Luft“ – kann sehr effizient sein
  • Steilspirale mit aussenseitig eingeklapptem Ohr (genannt Aussenohrspirale)


Notschirm werfen:

  • Im Zweifel ziehen: Aber richtig!
  • Notschirm herausziehen
  • Auf Oberschenkel zurückbringen und dann
  • Mit Wucht wegschleudern


Der letzte wichtige Punkt, der noch von Bedeutung ist.

Einseitiger Strömungsabriss. Auch bekannt als Vrille, Negativdrehung, Trudeln, usw.
Richtiges Verhalten: Blitzartig Hände hoch!!!
Wenn man schnell genug reagiert geht der Schirm schnell in den Normalflug über, wenn man länger wartet leitet der Schirm ein Anfahrmanöver ein und schiesst ev. weit nach vorne, aber nie zu weit (gilt besonders für die heutigen Schirme -war vor 2003 zum Teil noch anders).
Unbedingt machen lassen ohne eingreifen zu wollen, die Schirme sind gebaut. dass sie wieder selbständig zum Fliegen kommen.

Allfälliger Verhänger ist oben beschrieben. Sinnvollerweise auch noch visualisieren im Kopfkino.

Wenn man diese Punkte beachtet (im Kopfcomputer programmiert hat) ist Gleitschirmfliegen beim richtigen Wetter Spass pur und beinahe ohne Risiko!

Mentaltraining:
Ruedi ist nicht nur Fluglehrer, sondern ebenso ein äusserst begnadeter „GSFF“ (GS-Flugflüsterer). Bekannterweise übernimmt das Hirn im Notfall die letztgespeicherten und „letzteingeimpften“ Erinnerungen.

Mit intensivem Mentaltraining (schlaflos im Bett oder kurzzeitiges Austreten vor dem Start, im Zug, auf der Toilette usw) kann die korrekte Handlung ohne weiteres „Hirnen“ automatisiert geschehen. So ist der Mensch nun mal konzipiert und reagiert schneller richtig . . . . .als gelegentlich die Elektronik!

Schlusspunkt im Cafe „Kambly“