Wochenende im Diemtigtal

Samstag/Sonntag, 26./27.10.2019 auf dem Turnen

Am Mittwoch, dem 23.10.2019, tauchte folgende Whatsapp-Nachricht auf: "Turnen-Weekend, 26.+27.10. Fliegen und Cämping auf dem Turnen. Treffpunkt Sa.26.10. um 10Uhr Parkplatz Zwischenflüh im Diemtigtal. Wer chont met????? Gruess Kari Joho"
 
Das Wetter war bombenmässig vorausgesagt, ein Prachts-Herbsttag, das Emagramm eher (sau-)mässig, aber was spricht dagegen, sich am Turnen ein wenig die Beine zu vertreten beim Aufstieg zum Startplatz, und dann nach einem Flug, oder ev. auch nur einem Flügli, den Tag geniessend ausplampen zu lassen auf dem Tärfeten-Hubel? - Eben, nix!
 
Als ich kurz vor 10:00h im schattigen Zwischenflüh auf dem Parkplatz eintreffe, zeigt das Thermometer knapp 7°, also nichts wie hoch an die Sonne, wo es dann 14-15° warm ist - das spricht nicht gerade für überschäumende Thermik, siehe Emagramm oben...
 
Ueli B. hat schon einen schönen Stellplatz gefunden und besetzt/reserviert - eine kluge Idee, denn irgendwann stehen alleine von den GCE-lern 5 Büssli oder sonstige Camper sowie ein PW oben. Nachdem die meisten ihre fahrenden Schlafplätze irgendwie einigermassen eben hingestellt und Sitzgelegenheiten herausgenommen haben, stellt Kari noch seine bestens bekannte Koch-Hardware auf einer Feuerstelle hin, es kann also Abend werden.
Doch Moment, so schnell geht's nun auch wieder nicht, denn zu beeilen haben wir uns gar nicht, weil die Prognosen sehen für etwa 13:00h eigentlich am besten aus. Etwa um 11 Uhr macht sich eine bunte Truppe von mindestens 12 Leuten auf, den Turnen zu erklimmen, wo wir am Startplatz auch noch Säm J., Johann und Christian A. sowie mehrere Flaties treffen. Ein grosses Hallo unter den Piloten, die wir vom Bisehoger oder von der Egg her kennen, Einsamkeit sieht definitiv anders aus.
 
Genüsslich wird dem hochgeschleppten Proviant zugesprochen und den Thermik-Dummies zugeschaut, wie sie es perfekt schaffen, Höhe zu machen und den Startplatz etwa 200 Meter überhöhen. Als sich immer mehr in die Thermik wagen, landen die ersten schon wieder oben rein, gelegentlich zwar mit etwas Rückenwindkomponente, und schauen von dort dem fliegerischen Treiben zu, bevor sie auch wieder starten.
Ein paar Mutige fliegen mit schöner Höhe auch gleich westwärts Richtung Puntelgabel, Schwalmfluh und Buufal, drehen dort erfolgreich Schläuche aus, bevor sie zurückkommen zum Turnen, um dort wieder aufzudrehen oder reinzulanden - herumzuturnen eben! - was für ein unerwarteter Thermik-Spass heute.
Mehrere queren später zur Stockhornkette hinüber, oder fliegen das Diemtigtal sonst hinaus, mit dem Ziel Mühle Burgholz, was heute wohl problemlos möglich sein sollte.
Manchmal schwächelt die Thermik etwas, oder ein bisschen Talwind zieht von hinten über die Tärfetehöhe, man ist gut beraten, dann an den thermischen Ecken zu drehen oder oben reingelandet zu sein, um etwas abzuwarten.
 
Irgendwann merkt man halt schon, dass es Ende Oktober ist und Landen ist angesagt, aber nicht unten im Tal, nein, gleich unmittelbar neben den Autos. Zumindest bei uns GCE-lern, denn nach und nach tauchen immer mehr VW-Camper der Flaties aus dem Talgrund auf. Zum Schluss waren es mit unseren wohl gegen ein Dutzend Fahrzeuge dort oben - unglaublich, fast wie auf einem Campingplatz! Kein Wunder, zieht die Camper-Messe in Bern, die genau an diesem Wochenende stattfindet, immer mehr Leute an.
 
Das Gurtzeug noch kaum ausgezogen, hält man schon ein Bier in der Hand - was für ein Herrenleben!
Später stossen noch Heidi und Fritz, Freunde von Kari, mit ihrem Ländi dazu, inkl. einem Kasten Bier und Grill-Handschuhen. Auch die wissen wohl, worauf es bei uns hier ankommt, etwa mit einem leckeren Marroni-Haselnuss-Kuchen zum Kaffee!
Mit gemeinsamem Feuern, Zubereiten und Kochen des grossen Eintopfes geht es fliessend in einen wunderschönen, aber zunehmend kühleren Abend hinüber. Es ist hier halt doch 1800 Meter hoch und nur am Horizont ein paar Wolken zu sehen - ob wohl alle genug warmes Zeug dabei haben zum Schlafen? Gerne wird jetzt etwas näher zum Feuer gerückt und abwechselnd in die Flammen oder in den Himmel geschaut, wobei sich nicht alle einig sind, was Flugzeug, Satellit oder Gestirn ist. Aber Himmelstärne, was für ä Stärnehimmel!
 
Wie ich aus sogenannt gut unterrichteter Quelle weiss: Der Sonntag war fliegerisch eine Kopie vom Samstag. Fliegen, Toplanden nach Belieben, trotz leichter Schleierwolken. Spielen mit dem Schirm am Startplatz, einfach nur schön !!

Das sind Momente, die das Leben prägen. Wir werden im trüben November wohl davon zehren können.
 
Thomas Uhlmann